Umstrittener Historiker darf nicht reden

Stadt Nürnberg kippt Auftritt von Daniele Ganser

Alexander Jungkunz

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6.2.2023, 14:17 Uhr
Kann nun doch nicht in der Meistersingerhalle Nürnberg sprechen: Daniele Ganser.

© Christoph Hardt/danieleganser.ch, NNZ Kann nun doch nicht in der Meistersingerhalle Nürnberg sprechen: Daniele Ganser.

Eigentlich stand sein Auftritt fest, der Kartenvorverkauf lief offenbar gut. Doch nun macht die Stadt Nürnberg einen Rückzieher: Der umstrittene Historiker Daniele Ganser darf am 10. Mai nicht in der Meistersingerhalle reden.

„Ich habe entschieden, dass der Vertrag gekündigt wird. Wir machen uns nicht gemein mit Verschwörungstheorien", sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. Er peilt ein Nutzungskonzept für das Areal des früheren Reichsparteitagsgeländes an - was ist dort möglich, was nicht? Auch die Meistersingerhalle gehört zu diesem Areal.

Der vereinbarte Auftritt Gansers war auf heftige Kritik gestoßen. Der 50-Jährige verbreitet umstrittene Thesen etwa über die wahren Urheber der Anschläge von 9/11, er fiel mit als antisemitisch eingestuften Aussagen zu Geimpften und Ungeimpften in der Corona-Pandemie auf. "Warum ist der Krieg in der Ukraine ausgebrochen?": Das ist das Thema der aktuellen Tour, die den Schweizer Historiker in größere Städte des deutschsprachigen Raums führt.

Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, hatte den Auftritt kritisiert: "Auch in einem demokratischen Staat, in dem die Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstellt, müssen die demokratischen Räume verteidigt werden." Und Stephan Doll, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion, meint: "Wir verstehen nicht, warum die Meistersingerhalle da nicht im Vorfeld schon genauer draufgeschaut hat. Man muss da doch sensibler rangehen: Wer fragt da eigentlich an?"